Digitale Wege zur Arbeitssicherung: E-Learning zum Arbeitsschutz

Nadine Müller, Digitales Innovationszentrum Greifswald

Die zunehmende Digitalisierung hat nicht nur die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert, sondern auch die Möglichkeiten, wie wir die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleisten können. In diesem Fachbeitrag konzentrieren wir uns auf die bedeutsame Rolle des E-Learnings im Kontext des Arbeitsschutzes. Digitale Bildungsplattformen und Schulungsprogramme bieten innovative Wege, um Mitarbeiter:innen auf sicherheitsrelevante Themen aufmerksam zu machen, ihr Wissen zu erweitern und somit die Arbeitsplatzsicherheit zu optimieren. Wir werden die verschiedenen Facetten dieser digitalen Transformation im Arbeitsschutz beleuchten und sowohl die bereits erzielten Erfolge als auch die zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich betrachten.

1. Warum E-Learning?

Wenn die letzten Corona-Jahre eines gezeigt haben, dann wie wichtig es ist, digital zu kommunizieren und zu lernen. Die Lockdowns haben uns aufgezeigt, wie wenig vorbereitet Schulen, Universitäten und Firmen auf das immer vernetzter werdende globale, digitale Zeitalter waren, in dem wir leben. Mit dieser Erkenntnis kamen überfällige Neuerungen wie die Akzeptanz des Homeoffice und die digitale Lehre. Als E-Learning (electronic learning) gelten alle Formen der Lehre, bei denen digitale und elektronische Materialien zur Darstellung oder Distribution verwendet werden. Digitale Präsentationen, Test und selbst Artikel zählen als E-Learning. Wichtige Vorteile des E-Learnings sind dabei Ortsunabhängigkeit, Kostenersparnis, konstante Qualität und zeitliche Unabhängigkeit. Auch für Weiterbildungszwecke in der Wirtschaft wird dieser Ansatz häufig gewählt.

2. Was sind rechtliche Anforderungen an den Arbeitsschutz?

Nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) hat der Arbeitgeber Vorkehrungen zu treffen, seine Angestellten entsprechend vor den Gefahren des Arbeitsplatzes zu schützen. Dazu gehört auch die Belehrung über die Risiken des Arbeitsumfeldes und die zum Schutz der Mitarbeiter:innen bestehenden Richtlinien. Die Belehrung hat einmal jährlich und bei der Einstellung neuer Mitarbeiter:innen, Aufnahme neuer Tätigkeiten, bei Arbeiten in ungewohntem Umfeld, beim Erkennen unsicheren Verhaltens, auf Anfrage des Mitarbeitenden und nach aktuellem Anlass zu erfolgen.

Je nach Arbeitsplatz können die Arbeitsschutzbelehrungen in ihrem Umfang schwanken. So sind in Bürojobs häufig nur Brandschutzbelehrungen und Erste-Hilfe-Maßnahmen relevant und seit 2020 auch Hygienekonzepte. In anderen Bereichen wie Industrie und Wissenschaft sind Arbeitsschutzbelehrungen zumeist ausführlicher. Belehrungen zur Hautsicherheit in Berufsfeldern, in denen regelmäßig Handschuhe getragen werden oder Belehrungen zur korrekten Schutzkleidung bei der Verwendung von Schweißgeräten sind nur einige Beispiele.

3. Warum E-Learning für den Arbeitsschutz?

Was E-Learning für Arbeitsschutzbelehrungen so attraktiv macht, ist die Flexibilität und Zeitersparnis im Vergleich zu einer Unterweisung in Person. Statt für alle Mitarbeiter:innen eine Räumlichkeit und einen Termin zu finden, kann sich jeder Individuell zu einem passenden Zeitpunkt mit dem Lehrmaterial befassen. Zugleich kann durch aufgezeichnete Anweisungen eine gleichbleibende Qualität der Unterweisungen gewährleistet werden und notwendige Änderungen und Anpassungen sind einfach umsetzbar. Wenn die Lehrmaterialien gut organisiert wurden können Mitarbeiter:innen bei Bedarf jederzeit diese wieder aufrufen. Wenn die Arbeitsschutzbelehrung durch externe Anbieter:innen durchgeführt wird, sind die Belehrungen zudem je nach Programm interaktiv gestaltet und beinhalten Möglichkeiten, die Fortschritte der Teilnehmer:innen abzufragen und zu dokumentieren.

4. Wer bietet die digitale Arbeitsschutzsicherung an?

Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, welche sich auf E-Learning-Programme für Unternehmen spezialisiert haben. In vielen Fällen bieten diese neben Belehrungen zum Arbeitsschutz auch andere Programme an. Dazu gehören Belehrungen zum Datenschutz, aber auch rechtlich nicht notwendige Themen, die zu einem besseren Arbeitsklima und gesünderen und dadurch produktiveren Mitarbeitenden führen, wie Bildschirmzeiten oder soziale Sensibilisierung.

Neben den privaten Anbietern, wie Anova, Ecoprotec, TÜV Süd und Weka, bieten auch die Berufsgenossenschaften E-Learningkurse für ihre Mitglieder:innen an. In einigen Fällen auch spezifisch für Führungskräfte, um diese auf ihre Arbeitsschutzrechtliche Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden auszubilden. Dabei gibt es starke Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern.

Eine Zertifizierung für E-Learningprogramme im Bereich Arbeitsschutz durch das Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gab es für einige Zeit, wurde aber vor Kurzem wieder eingestellt. Aktuell gibt es keine offizielle Zertifizierung von E-Learningprogrammen zu Arbeitsschutz.

Obwohl die Arbeitsschutzbelehrungen durch das ArbSchG bestimmten Auflagen unterliegt, würde eine Zertifizierung der E-Learningprogramme eine bessere Qualitätssicherung bedeuten. Des Weiteren setzt die Interaktion mit digitalen Lernplattformen voraus das Mitarbeiter:innen technisch versiert genug sind, diese zu nutzen.

Fazit

Unabhängig von den Herausforderungen schreitet die Digitalisierung der Arbeitssicherung weiter voran. Ein neuer Ansatz ist die Verwendung von VR-Technik zur Erkennung möglicher Risiken am Arbeitsplatz.

Digitalisierung ist einer der Hauptschwerpunkte der Digitalen Innovationszentren (DIZ), so auch des DIZ Greifswald. Auch im Arbeitsschutz bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten. So können auch kleine Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen interaktiv vor den Gefahren des Arbeitsplatzes schützen und mit den erweiterten Programmen die allgemeine Gesundheit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern. Die rückläufigen Zahlen der Arbeitsunfälle lässt sich nicht eindeutig nur auf die Digitalisierung der Arbeitsschutzbelehrungen zurückführen, sprechen aber dafür, dass E-Learning zumindest genauso effektiv ist, wie Unterweisungen in persona. Diese Zahlen zusammen mit den oben genannten Vorteilen der Digitalisierung der Arbeitssicherung sprechen dafür, diese weiterhin zu unterstützen.

 

Literatur

Anova (2023): anova.de/de/e-learning-kurse/arbeitsschutz

Arbeitsschutzgesetz: gesetze-im-internet.de/arbschg

Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (2023): bghw.de/weiterbildung-services/seminare/seminarangebot/fk-el-sicherheit-und-gesundheit-fuer-fuehrungskraefte

Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (2023): bgrci.de/praevention/praeventionsmedien/digitales/digitales-lernen, publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/2761

Ecoprotec (2023): ecoprotec.de/betriebliche-sicherheit/arbeitssicherheit/e-learning, ecoprotec.de/betriebliche-sicherheit/arbeitssicherheit

Haufe Akademie (2023): haufe-akademie.de/34933

Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unvallversicherung (2023): dguv.de/iag/themen/digital/pruefung-zertifizierung

TÜV Süd (2023): tuvsud.com/de-de/store/akademie/online-trainings/e-learning/arbeitssicherheit-und-gesundheitsschutz

Virtuelle Realität am Arbeitsplatz: dguv.de/ifa/fachinfos/virtuelle-realitaet/nutzen-fuer-den-arbeitsschutz

WEKA (2023): weka-elearning.de/betriebliche-unterweisungen/arbeitsschutz

Zahlen Arbeitsunfälle (2023): dguv.de/de/mediencenter/pm/pressearchiv/2023/quartal_1

Kontakt
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